The Pig Train

das Finanzierungsmodell

 

 

Die Idee

kam mir bei der Modell +  Bahnaustellung, welche am 11./12.01. und 18./19.01.2003 in der Görlitzer Stadthalle statt fand und zu der mich ein befreundeter Gartenbahnclub einlud (an dieser Stelle ein Dankeschön an die 1. Görlitzer IG Gartenbahn IIm). Auf ca. 50 qm wurde dort eine eigens für diese Veranstaltung aufgebaute LGB-Gartenbahn betrieben, auf 5 unabhängigen Streckenabschnitten wurde durchgängig Fahrbetrieb gemacht. Ein besonderer Streckenabschnitt bildete dabei eine Ringstrecke, die zur Freude der Kinder abwechselnd von LCE, Spritzen- und dem so genannten "Bonbonzug" befahren wurde. Derartig abwechslungsreicher Zugverkehr hat im Zuge von vielfachen Ausstellungen des Clubs inzwischen Tradition, der von den Besuchern bisher auch dankend honoriert wurde. In der Regel deckten die Kleinmünzen, die sich am Ende eines Ausstellungstages in diversen offenen Güterwagen einfanden, die Aufwendungen für die breit gefahrenen Süßigkeiten.
Am ersten Wochenende dieser Ausstellung war ein deutliches Mißverhältnis auffällig - der Verbrauch an SüßzeuX nahm deutlich zu, während sich die "Spendeneinnahmen" im gleichen Verhältnis verringerten.
Um kein Mißverständnis aufkommen zu lassen, diese Bahn wurde nicht aus wirtschaftlichen Aspekten aufgebaut. Aber wenn Kinder mit vollen Händen ungeniert zugreifen und in Einzelfällen dann noch versuchen auch die anderen Flachwagen von ihrer Ladung zu erleichtern, sinkt der Spaßfaktor bei den Betreibern.
Nach einem Lokführerwechsel stand ich mit Oliver jenseits des Anlagenrandes und betrachteten gelassen das rege Treiben. Dabei kamen wir auch auf dieses Thema zu sprechen. Genau aus dieser Bierlaune heraus entstand die Idee eines motorisierten Sparschweins. Und während man noch über weitere Abarten der Finanzierung klönte, war der Bauplan im Kopf längst fertig.

 

Die Anforderungen

waren mehr ideeller als technischer Natur, in erster Linie war es als ein Spaßmobil gedacht. Ein rosa Schweinchen auf Rädern sollte einerseits für die Verteilung der Naschereien an die Kleinen verantwortlich aber andererseits ein Wink mit dem Zaunpfahl für die Großen sein.
Die Abmessungen sollten das in dieser Baugröße übliche Lichtraumprofil weitestgehend einhalten - sozusagen "maßstäblich" passen. Ein möglichst ungetunetes Auftreten sollte die typische Ausstrahlung eines Sparschweins nicht verfälschen, nur technisch notwendige Veränderungen oder kleine kosmetische Operationen kamen in Betracht. Höchste Anforderungen wurden an die Robustheit gestellt.
Digitale steuerbar und mit ausreichend Antrieb für "schwere" Anhängelasten oder auch für eine schnelle Flucht sollte es ausgestattet sein.
Und kosten durfte es natürlich nicht viel, schließlich sollte es erst einmal etwas "einfahren".

 

Das letzte Exemplar

eines klassisches Sparschweins aus PE-Plastik, welches in einer Görlitzer Kaufhauskette erbeutet wurde, landete keine 24 Stunden später auf meinem OP-Tisch. Ein alter Antrieb einer Stainz fand sich noch in der Bastelkiste, um dem Schweinchen Beine zu machen. Mit Cuttermesser wurde dem Schweinchen Bauch und Rücken geöffnet. Danach wurde eine 3mm dicke Kömacellplatte so zurecht geschnitten, das diese paßgenau in die horizontale Mitte des Schweins paßt - einflammiges Deckenlicht einschalten, Schwein auf ein Blatt Paper stellen, Schatten abmalen,... Da die Öffnungen am Schwein kleiner sind als diese Bauchdecke, muß man beim Einsetzen ordentlich quetschen und knautschen. Mit 4 Nägeln fixiert wurde es dann beidseitig mit Heißkleber befestigt, die Oberseite (Geldablage) bekam noch einen weinroten Stoffbezug.
Wenn man das Schwein vor der Operation ordentlich betäubt, merkt es davon fast nichts.
Der zweite Bastelabend läßt sich wie folgt zusammenfassen: Motorblock mittels selbstklebenden Klettverschußbandes befestigen, Bleigewichte gießen und daneben einkleben (ca. 1 kg, tief liegender Schwerpunkt), Digitaldecoder (LE 1025) anschließen, Augen beleuchten, Hamsterhaken anschrauben, und es lebt!

Eventuell noch nach persönlichen Geschmack Frisur und Piercings anbringen - aber weniger ist mitunter mehr. Die Idee des Einbaus eines Soundmoduls oder eines rotierenden Ringelschwänzchens wurde zwar in Betracht gezogen, aus Rentabilitätsgründen jedoch bis auf weiteres verschoben.

Bis zum nächsten Ausstellungswochenende waren es nun noch ein paar Tage hin, Zeit genug um vom 11/2 jährigen Nachwuchs ausgiebige Härtetests durchzuführen, welche dem Schweinchen eine nahezu vollständige Unzerstörbarkeit als auch unwiderstehlichen Charme bescheinigten.

 

Am zweiten Wochenende

der Ausstellung ging das Schweinchen auf Erfolgskurs. Schon vor Ausstellungsbeginn hatte es viele Sympathisanten unter den anderen Ausstellern gefunden, das Blitzlichtgewitter ließ manches Fotomodell im Schatten verblassen.
Während der Ausstellung wurde in regelmäßigen Abständen die Sau raus gelassen, um mal wieder eine Wagenladung Bonbons unter die Massen zu bringen. Fütterungszeit! Aufgrund verständlicher Überreaktionen einiger Kinder war allerdings eine Begleitung durch einen Bodyguard notwendig geworden.
Ob es der gelungene Gag oder die animalische Aufforderung war, der Auftritt eines Sparschweins verfehlte die "beabsichtigte" Wirkung bei den Erwachsenen nicht und die Ausfahrten können fortan wieder kostendeckend finanziert werden.